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8 STAGIONI

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Konzertdaten

  • Freitag, 9. September 2022, 19:30
    Solothurn, Grosser Konzertsaal

  • Samstag, 10. September 2022, 19:30
    Luzern, MaiHof

  • Sonntag, 11. September 2022, 17:00
    Cham, Lorzensaal

Konzertprogramm

  • A. Piazzolla — Las Cuatro Estaciones Porteñas
    Violine: Isabel Charisius

  • A. Vivaldi — Die vier Jahreszeiten
    Violine: Isabel Charisius

1921 in Buenos Aires geboren, hatte Astor Piazzolla als Filmkomponist und Kammermusiker sich schon weltweit schon einen Namen gemacht als er um 1961 den Tango Nuevo entwickelte und mit seinem Quintett – er selbst spielte Bandoneon – als ‚Missionar des Tangos‘ um die Welt zu ziehen begann. «Seine ersten Auftritte in Deutschland in den frühen 80er Jahren wurden als Sensation gefeiert,» so schrieb die Süddeutsche Zeitung in ihrem Nachruf auf den 1992 verstorbenen Komponisten. Tatsächlich begann die Tango-Revolution jedoch schon früher, nämlich in Paris unter dem Einfluss der französischen Komponistin Nadia Boulanger. Die Vorliebe seiner Lehrerin für Barockmusik hat sich in so manchem Piazzolla-Stück niedergeschlagen, wie beispielsweise in der „Frühlingsfuge“ seiner Vier Jahreszeiten. Piazzollas hemmungsloser Schaffenswut konnten sich selbst die größten klassischen Musiker unserer Zeit nicht entziehen: Der Geiger Gidon Kremer, der Cellist Mstislav Rostropowitsch und zahllose andere verfielen dem Sog des Tango Nuevo. Im Zuge dieser Rezeption im klassischen Musikbetrieb entstanden auch diverse Bearbeitungen seiner Tango-Kompositionen für klassische Kammermusikbesetzungen wie Streichquartett oder Klaviertrio. Piazzolla wollte in diesen vier umfangreichen Tangos zeigen, wie sich die Jahreszeiten auf der Südhalbkugel der Erde darstellen, in seiner Heimat und im Erleben der Porteños und Porteñas (Personen, die in einer Hafenstadt leben). Er schuf damit ein lateinamerikanisches Gegenstück zu Antonio Vivaldis Vier Jahreszeiten. Die Stücke waren nicht von vornherein als Zyklus geplant: Ausgangspunkt war das Stück Verano porteño (Sommer in Buenos Aires), das bereits 1965 als Schauspielmusik zu dem Theaterstück Melenita de Oro von Alberto Rodríguez Muñoz komponiert wurde. Erst vier Jahre später erweiterte Piazzolla diesen Einzelsatz zum vierteiligen Zyklus, wobei er die Rhythmen des Tangos mit Elementen europäischer Barockmusik verband. Otoño Porteño (Herbst in Buenos Aires) kam 1969 hinzu, im Folgejahr die beiden übrigen Sätze, Primavera Porteña und Invierno Porteño (Frühling und Winter in Buenos Aires). Don Antonio Vivaldi, Venezianer, Geiger und Priester, doch vom Messelesen zeitlebens wegen chronischer Bronchitis befreit, war im Spätbarock Venedigs berühmtester Komponist. Um 1720 schuf er mit seinen «Vier Jahreszeiten» den erfolgreichsten Konzert-Zyklus seiner Zeit. Stücke, die bald in ganz Europa Verbreitung fanden und schon damals zu Lieblingsstücken vieler Hörer avancierten – vom französischen König Ludwig XV. bis hin zum Philosophen Jean-Jacques Rousseau. «Wem sind nicht auch die vier Jahreszeiten eines Vivaldi bekannt?» stöhnte schon 1737 der deutsche Musikkritiker Johann Adolf Scheibe. Und schon lange bevor moderne Interpreten die Stücke für jedes erdenkliche Instrument bearbeiteten, häuften sich die Arrangements dieser so sehr beliebten Concerti. Die Jahreszeiten-Konzerte stehen eindeutig auf der Seite der «Invenzione»: Erfindungsreicher hat kein Komponist die typische Szenerie jeder Jahreszeit in Tönen eingefangen: von der Klangkulisse der Natur, den Vogelstimmen und dem Donnergrollen, über die jahreszeitlichen Vergnügungen (Weinfeste, Eislaufen etc.) bis hin zu den extremen Temperaturen des Sommers und Winters, deren Wirkung auf den Menschen Vivaldi in drastischen Tönen schilderte (das Ermatten im Sommer, das Zittern und Zähneklappern in der Winterkälte). Nicht nur den Italienern, sondern auch den Franzosen gefiel diese „Nachahmung der Natur“ in all ihren Erscheinungen, während die kritischen Deutschen wieder einmal die Nase rümpften und fragten, ob denn diese Tonmalereien auch ohne die hinzugefügten Gedichte und Texte verständlich wären.

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